Historie

Historie

Vom Ellenfeld zum Biedersberg

Ganz genau weiß es wohl niemand, wann und wo in Neunkirchen erstmals Tennisbälle über das Netz geschlagen wurden. Tennis wird in Neunkirchen seit kurz nach der Jahrhundertwende gespielt. Der erste Tennisplatz dürfte wohl der Betonplatz im damaligen Garten des Stummschen Casinos gewesen sein. Etwa 1910 entstand ein weiterer Platz neben dem Schützenhaus am Steinwald. Vor dem ersten Weltkrieg baute die Hütte zwei Plätze im Stummschen Park und Dr. Otto Schmidt (Schlossbrauerei) einen Tennisplatz neben dem Borussiasportfeld im EIlenfeld. Dieser Tennisplatz wurde am 4. August 1912 eröffnet. Mit diesem Datum beginnt der eigentliche Vereinstennissport in Neunkirchen. In der Gründungs- und Vorkriegszeit waren es vornehmlich Familienmitglieder der Familie Schmidt und Angestellte der Schlossbrauerei, die auf dem damaligen Platz Tennis spielten. Der erste Weltkrieg 1914 – 1918 setzte der Entwicklung erstmals ein jähes Ende. Nach dem Krieg mit seinen widrigen Folgen war ein Neuanfang nicht leicht.

Erst im Sommer 1919 schlossen sich unter dem Vorsitz von Frau Cronau dreißig sportfreudige junge Damen und Herren in der Tennisabteilung Borussia zusammen. Waren ihre spielerischen Fähigkeiten zunächst noch gering, so war doch die Lust zur Sache umso größer. Der nach Frau Cronau gewählte 1.Vorsitzende Otto Wilhelmy, der auch das Amt des Kassierers, Schriftführers und Spielausschusses in einer Person vereinigte, hatte daher keine besondere Mühe, einen recht regen Spielbetrieb in Gang zu bringen. Im Jahre 1921 ging der Vorsitz an Dr. Recktenwald. Er organisierte mit Paul Bachmann als Kassierer die Verwaltung der Abteilung, die bei anwachsendem Spielbetrieb und 60 Mitgliedern gute Fortschritte machte. Gleichfalls in dieses Jahr fällt das erste Turnier, von dem zu berichten ist: Es endete mit einem überlegenen Sieg gegen die Mannschaft der Casinogesellschaft. Vielleicht konnte man dieses Ereignis als Wende vom Gesellschafts- und Casinotennis zum mehr sportlichen Wettkampftennis bezeichnen.

Ein Bericht aus dem Jahre 1922/23 unter dem Vorsitz von Dr. Schad zeigt deutlich, wie anfällig gerade der Tennissport durch zwischenmenschliche Beziehungen und ihre Folgen sein kann: „Von der Spielsaison der Jahre 1922/23 ist nur soviel zu berichten, dass sie sehr still verlaufen sind. Verschiedene Spieler und Spielerinnen, darunter zum Teil die eifrigsten, hatten sich mittlerweile verlobt und zogen sich nach vollendeter Hochzeit in ihr stilles häusliches Glück zurück. Infolge der dadurch eingetretenen Unregelmäßigkeit des Trainings und der Schwächung der Spielerfahrung war es nicht weiter verwunderlich, dass die Abteilung 1923 auf dem Turnier in Kaiserslautern auf der ganzen Linie besiegt wurde.“

1924 neuer Aufwind in der Tennisabteilung Borussia. Die Zunahme des Spielbetriebs und das Jahresabschlussturnier zeigten deutlich, dass die Verhältnisse immer enger wurden. Durch besonderen Einsatz des Ehrenvorsitzenden P. Bachmann wurde die Mitgliederzahl auf 100 erhöht, und er verhalf der Abteilung durch geschickte Kassenverwaltung zu einer kräftigen finanziellen Rückendeckung. All dies versetzte die Abteilung in die Lage, mit Hilfe und Unterstützung von Dr. Kramer und August Cronau die Neuanlage von vier Tennisplätzen im Kohlwald in die Wege zu leiten. Die Erstellung der Anlage im Kohlwald war sowohl für den Tennissport innerhalb der Borussia als auch überhaupt für das Neunkircher Tennisspiel von entscheidender Bedeutung. Bis dahin hatte das Spiel einen mehr oder minder privaten Charakter und war mehr eine Angelegenheit des guten Tones, bei dem das Ballspiel gegenüber dem gesellschaftlichen Teil bei vielen mehr in den Hintergrund trat.

Die Ansprüche an das turniermäßige Tennis stiegen nunmehr plötzlich, und Neunkirchen konnte stolz auf seine Tennisplatzanlage im Kohlwald mit vier Tennisplätzen, Umkleide- und Brausegelegenheit sein. Die Mitgliederzahl stieg auf 150. Für seinen Einsatz für die Abteilung und vor allem das Kohlwaldprojekt wurde Herr P. Bachmann zum Ehrenvorsitzenden gewählt. 25 Frs. war damals der monatliche Beitrag. Dieser genügte natürlich nicht, die Investitionen und die entstandenen Bankverpflichtungen zu bestreiten. Stiftungen waren während des Anlagebaues eine tatkräftige Unterstützung.

Im Jubiläumsjahr (25 Jahre Borussia) konnte sich die Abteilung endlich die langersehnten „Beckerdecken“ und eine neue Wasseranlage leisten. Der Vorstand setzte sich damals wie folgt zusammen: Vorsitzender Dr. Goebel, Schriftführer Otto Malter, Kassierer G. Eyer, EhrenvorsitzenderP. Bachmann, Platzwarte Koeppel und Bachmann, Turnierleitung Schaub, Dr. Spaniol und Frau Faber, Vergnügungen Herr und Frau Faber, Roemer und Bachmann, Presse Rothenberg. Mitgliederzahl: 121.

Seit dem Jahre 1929 betreut montags und mittwochs Herr L. Schuhmann, vorher TC München, als Trainer mit gutem Erfolg die Abteilung. Gute sportliche und freundschaftliche Beziehungen bestanden zu den Saarbrücker Vereinen sowie zu Oberstein, Merzig, Kaiserslautern, Bad Kreuznach, Zweibrücken u. a. m. Wenn über die Zeit von 1928 bis 1938 keine Ereignisse bekannt sind, so durfte doch mit Sicherheit anzunehmen sein, dass diese zehn Jahre ausgefüllt waren mit sportlichen Erfolgen und Niederlagen und der Konsolidierung der Tennisabteilung.

Im Winter 1938/ 39 trat dann ein Unglück ein, was anhaltende und schwerwiegende Folgen hatte. Das Clubheim, das damals unbewohnt war, wurde bis auf die Fundamente niedergerissen und demoliert. Mit diesem unglücklichen Ereignis musste auch der Tennisbetrieb auf dem Kohlwald kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges stillgelegt werden. Während des Kriegsverlaufs kamen dann die Tennisplätze trotzdem noch mal, wenn auch zweckentfremdet, zu sportlichen Ehren (Kurt Asmus). Die jugendlichen Flakhelfer einer in unmittelbarer Nähe stationierten Flakbatterie benutzten sie als Fußballplatz. Der zweite Weltkrieg brachte der Stadt Neunkirchen und ihren Bürgern viel Leid, Schmerz und Elend.

Nach dem totalen Zusammenbruch 1945 gab es in unserer Stadt nur noch eine Handvoll alter Tennisenthusiasten, die sich dann im Winter 1947/48 im Cafe Hübchen zusammenfanden, um zu beraten, wie man dem Tennissport in Neunkirchen wieder auf die Beine helfen konnte. Das war die Geburtsstunde der heutigen Tennisabteilung TuS 1860.

Die Gründungsversammlung im Frühjahr 1948, in Gegenwart des Herrn Bürgermeisters und mehrerer Vertreter des französischen Hohen Kommissariats, sah immerhin schon 30 Neunkircher Tennisleute zusammen. Dipl.-lng. Fritz Sinewe wurde zum Vorsitzenden gewählt und ihm ein kleiner, aber von der Aufgabe begeisterter Stab beigegeben. Nach den damals geltenden Besatzungsvorschriften über Omnisportvereine musste sich die Abteilung dem SNV, heute TuS 1860, anschließen, bei dessen Vorstand, damals Ludwig Binkle, sie viel Verständnis für die Besonderheiten unseres Sportes und der geplanten Bauvorhaben fand. Ludwig Binkle war es auch, der damals dafür sorgte, dass der Abteilung das heutige Clubgelände am Biedersberg zum Neuanfang zugewiesen wurde.

Zum Schluss ein kleiner Nachtrag zum Vereinswechsel. Die Tennisabteilung hatte tatsächlich keine andere Möglichkeit, denn der damalige Vereinsvorstand der Borussia lehnte eine Wiederaufnahme seiner eigenen Tennisabteilung ab. Zu einem späteren Zeitpunkt äußerte sich Albrecht Menzel zu diesem Vorgang in den Vereinsnachrichten Nummer 7, September 1951 , wie folgt: „Bei dieser Gelegenheit sei die Merkwürdigkeit erwähnt, dass die Wiedererweckung des Tennissports nach dem zweiten Weltkrieg von der damaligen Vereinsführung des VfB brüsk abgelehnt worden ist. Dies bedeutet eine Missachtung der Vereinstradition und eine Minderung des Vereinsansehens. Der heute wieder blühende Neunkircher Tennissport musste notgedrungen beim SVN Anschluss suchen.“ Mit Stolz schauen wir trotz allem auf die 36 Jahre VfB Borussia und mit großen sportlichen Erfolgen auf die mittlerweile 62 Jahre TuS 1860 zurück.